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Sonntag, 20. März 2011

PdW - Teil 13: Warum läßt Gott überhaupt Leid zu?

Hiermit beginnt ein neues Kapitel in der Zusammenstellung "Perlen der Weisheit im Islam". Viele Menschen haben ihren Glauben an Gott verloren, weil sie selbst Leid erfuhren oder das Leid der anderen sahen. Ihre Frage lautet: Wenn es wirklich einen Gott gibt, warum lässt er dieses Leid überhaupt zu? 
Die Frage des Leides auf der Welt und der Prüfungen im Leben ist ein wichtiges Thema und soll im Folgenden näher beleuchtet werden. Die Gründe und Ursachen für Leid und Prüfungen sind vielfältig: Manche Prüfungen dienen dazu, den Glauben der Menschen zu testen und auf die Probe zu stellen oder sie sollen sie aufrütteln und zur Umkehr bewegen. Anderes Leid hingegen bringen wir selbst über uns, als Konsequenz unserer Handlungen, und manches Leid ist in Wahrheit ein Segen, den die Menschen nur nicht als solchen begreifen, weil ihnen die Alternative - als Teil des verborgenen Wissens Allahs - unbekannt ist. Wird jemand von Prüfungen heimgesucht, so ist dies auch jedesmal eine Chance für ihn, dass Allah ihm von seinen Sünden erläßt und dass er - wenn er geduldig und dankbar ist - großen Lohn und Barmherzigkeit empfängt. Sehen wir, was Qur'an und die Hadithe dazu sagen:

9. Über Prüfungen und Schicksal


9.1 Das Erkennen der Guten durch Prüfungen

Wahrlich, Wir machten alles, was auf der Erde ist, zu einem Schmuck für sie, auf dass Wir sie prüften, wer unter ihnen der Beste im Wirken sei. Und gewiss, Wir werden alles, was auf ihr ist, in dürren Wüstenstaub verwandeln. (18:7-8)

Und das irdische Leben ist nichts als ein trügerischer Nießbrauch. Wahrlich, ihr sollt geprüft werden in eurem Gut und an euch selber, und wahrlich, ihr sollt viele verletzende Äußerungen von denen hören, welchen die Schrift vor euch gegeben wurde und von denen, die Allah Gefährten (zur Seite) setzen. Wenn ihr jedoch geduldig und gottesfürchtig seid – dies ist wahrlich ein Zeichen von fester Entschlossenheit. (3:186)

Allah gedenkt, die Gläubigen nur so lange in der Lage zu belassen, in welcher ihr seid, bis dass er die Schlechten von den Guten gesondert hat. (3:179)

Meinen die Menschen, sie würden in Ruhe gelassen werden, wenn sie bloß sagten: „Wir glauben“, und meinen sie, sie würden nicht auf die Probe gestellt? Und Wir stellten doch die auf die Probe, die vor ihnen waren. Also wird Allah gewiss die erkennen, die wahrhaftig sind, und gewiss wird Er die Lügner erkennen. (29:2-3)


9.2 Der Segen von Dankbarkeit und Geduld

Der Prophet (Allahs Frieden und Heil auf ihm) hat gesagt: „Der größte Lohn (kommt) mit der größten Prüfung, und wenn Allah, der Erhabene, Leute liebt, setzt Er sie Prüfungen aus, und wer sich damit zufrieden gibt, dem wird Allahs Wohlgefallen zuteil, und wer damit hadert, dem wird Allahs Missfallen zuteil.“ (Anas; Tirmidhi)

Und wisset, dass euer Gut und eure Kinder nur eine Versuchung sind und dass bei Allah großer Lohn ist. O ihr, die ihr glaubt, wenn ihr Allah fürchtet, wird Er euch Entscheidungskraft gewähren und eure Übel von euch nehmen und euch vergeben; und Allah ist voll großer Huld (8:28-29)

So gedenkt also Meiner, damit Ich euer gedenke; und seid Mir dankbar und verleugnet mich nicht. O ihr, die ihr glaubt, sucht Hilfe in der Geduld und im Gebet; wahrlich Allah ist mit den Geduldigen. Und nennt nicht diejenigen, die auf Allahs Weg getötet wurden, „Tote“. Denn sie leben, ihr aber nehmt es nicht wahr. Und gewiss werden Wir euch prüfen durch etwas Angst, Hunger und Minderung an Besitz, Menschenleben und Früchten. Doch verkünde den Geduldigen eine frohe Botschaft, die wenn sie ein Unglück trifft, sagen: „Wir gehören Allah und zu Ihm kehren wir zurück.“ Auf diese lässt ihr Herr Segnungen und Barmherzigkeit herab und diese werden rechtgeleitet sein. (2:152-157)

Allahs Gesandter (Allahs Frieden und Heil auf ihm) hat gesagt: „Wenn das Kind eines Knechtes (Allahs) stirbt, spricht Allah, der Erhabene, zu Seinen Engeln: „Habt ihr (die Seele ) des Kindes meines Knechtes genommen?“ Sie antworten: „Ja.“ Er spricht: „Habt ihr ihm (die allerliebste) Frucht seines Herzen genommen?“ Sie antworten: „Ja.“ Er spricht: „Was hat mein Knecht gesagt?“ Sie sagen: „Er hat Dich gepriesen und gesagt: Wir sind Allahs und zu Ihm kehren wir zurück.“ Dann spricht Allah, der Erhabene: „Baut Meinem Knecht ein Haus im Paradies und nennt es „Haus der Lobpreisung“.“ (Abu Musa al-Aschari; Tirmidhi)

Der Prophet (Allahs Frieden und Heil auf ihm) hat gesagt: “Wer sich auf die Wangen schlägt, die (Hemd-) Kragen zerreißt und laut klagt wie in der Zeit der Unwissenheit, gehört nicht zu uns.“ (Abdullah; Buchari)

Wenn Wir dem Menschen von Unserer Barmherzigkeit zu kosten geben, so freut er sich über sie. Doch wenn ein Unheil sie um dessentwillen trifft, was ihre Hände vorausgeschickt haben – siehe, dann ist der Mensch undankbar. Allahs ist das Königreich der Himmel und der Erde. Er schafft, was Er will. Er beschert Mädchen, wem Er will, und Er beschert Knaben, wem Er will. Oder er gibt beide, Knaben und Mädchen, und Er macht unfruchtbar, wen Er will. Er ist Allwissend, Allmächtig. (42:48-50)

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Wenn jemand von euch auf einen anderen schaut, der ihm gegenüber an Gütern und Nachkommenschaft bevorzugt wurde, so soll er auf einen anderen schauen, der ihm unterlegen ist und vor dem er selbst gegenüber bevorzugt wurde.“ [Sahih Muslim Nr. 5263 (im arabischen)]

Diese Verse verdeutlichen einen der Gründe für die sogenannten Schicksalsschläge. Allah will  unseren Glauben und Gehorsam auf die Probe stellen -  mit Versuchungen und Entbehrungen -  und wird uns für Dankbarkeit und Demut  im Glück sowie Geduld und Standhaftigkeit im Unglück mit Seiner Vergebung und Barmherzigkeit belohnen .(Wie z.B. auch das Beispiel des Propheten Job (Ajjub) verdeutlicht).


9.3 Prüfungen als Strafe und Chance zur Umkehr

Sehen sie denn nicht, dass sie in jedem Jahr einmal oder zweimal geprüft werden? Dennoch bereuen sie nicht und lassen sich nicht ermahnen. (9:126)

Und stelle ihnen das Gleichnis von zwei Männern vor: für den einen von ihnen schufen Wir zwei Rebgärten und umgaben sie mit Dattelpalmen, und dazwischen legten Wir Kornfelder an. Beiden brachten ihre Früchte hervor und versagten ihnen nichts. Und in ihrer Mitte ließen wir einen Bach hervorsprudeln. Und (der Garten) trug für ihn Früchte. Er sagte in herausforderndem Ton zu seinem Gefährten: „Ich bin reicher als du an Besitz und mächtiger an Gefolgschaft.“ Und er betrat seinen Garten, während er sündig gegen sich selbst war. Er sagte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser je zugrunde gehen wird, noch glaube ich, dass die Stunde heraufkommen wird. Selbst wenn ich zu meinem Herrn zurückgebracht werde, so werde ich ganz gewiss einen besseren Aufenthalt als diesen finden.“ Sein Gefährte sagte zu ihm, indem er sich mit ihm auseinander setzte: „Glaubst  du denn nicht an Ihn, der Dich aus Erde erschaffen hat, dann aus einem Samentropfen, (und) dich dann zu einem vollkommenen Mann bildete? Was jedoch mich betrifft – Allah ist mein Herr, und nie will ich meinem Herrn etwas anderes zur Seite stellen. Warum hast du nicht damals, als du deinen Garten betratest, gesagt: „Was Allah will, (das geschieht); es gibt keine Macht außer bei Allah.“? Wenn du mich auch geringer als dich selbst an Besitz und  Nachkommenschaft siehst, so wird mein Herr mir vielleicht (etwas) Besseres als deinen Garten geben und wird auf ihn ein Strafgericht vom Himmel hernieder senden, so dass er zu ödem Boden wird. Oder sein Wasser versiegt so tief im Boden, dass du nimmer imstande sein wirst, es herauszuholen.“ Da wurde seine Frucht verwüstet, und er begann die Hände zu ringen wegen all dem, was er für den (Garten), dessen Bau zerfallen dalag, ausgegeben hatte. Er sagte: „Hätte ich doch meinem Herrn niemanden zur Seite gestellt!“ Und er hatte keine Schar, die ihm gegen Allah zu helfen vermochte, und er konnte sich selbst nicht wehren. Insofern gibt es Schutz nur bei Allah, dem Wahren. Er ist der Beste im Belohnen und der Beste, was den Ausgang (der Dinge) anbelangt. (18:32-44)

Wenn der Mann hier ausruft: Hätte ich doch Allah nichts zur Seite gestellt, so ist in diesem Fall offensichtlich nicht gemeint, dass er ein Götzendiener war. Vielmehr ist es auch eine Art von Vielgötterei, wenn man auf jemand anderen oder etwas anderes vertraut als Allah - zum Beispiel sich selbst - und sich auf seinen eigenen Status etwas einbildet, obwohl alles Gute, das man besitzt, ein Geschenk von Allah ist. Allah hat es gegeben und Allah kann es wieder wegnehmen - und der Mensch darf diese höhere Macht niemals vergessen. Wer dankbar ist, den wird Allah belohnen und wer undankbar ist, den trifft irgendwann seine Strafe.

Und wahrlich, Wir werden sie vor der größeren Strafe von der diesseitigen Strafe kosten lassen, damit sie sich vielleicht doch noch bekehren. (32:21)

Allahs Gesandter hat gesagt: „Wenn Erbeutetes als (eigenes) Vermögen angesehen wird, anvertrautes Gut als (persönlicher) Gewinn, Zakat als Strafe, wenn man studiert ohne Religion, wenn der Mann seiner Frau gehorcht und seiner Mutter nicht, wenn er die Nähe seines Freundes sucht und seinen Vater weit von sich weist, wenn die Stimmen in den Moscheen laut werden, der Frevler Herr über seinen Stamm ist, der Führer des Volkes der Verachtetste ist, wenn ein Mann aus Furcht vor seiner Bosheit geehrt wird, wenn Sängerinnen und Musikinstrumente große Bedeutung erlangen, alkoholische Getränke getrunken und die späteren (Generationen) dieser Umma (Gemeinde) die früheren verfluchen, dann seid gefasst auf roten Wind, Erdbeben, Finsternis, Missgestaltung, Geschosshagel und andere Zeichen, die aufeinanderfolgen wie aufgereihte Perlen, deren Schnur durchschnitten wird und die daraufhin eine nach der anderen herunterfallen.“ (Abu Huraira; Tirmidhi)

 Die zweite Art der Prüfung dient dazu, den Menschen aufzurütteln und zum Nachdenken zu bewegen, damit er sich Allah zuwendet und errettet werden kann. Oder die Strafe Allahs trifft den Menschen als Warnung und Ermahnung vor einer noch schlimmeren Strafe im Jenseits.

Abd Allah ibn Umar – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete: „Der Prophet – Allah segne ihn uns schenke ihm Frieden – kam zu uns und sprach: „O ihr Auswanderer, fünf Arten von Prüfungen werden über euch kommen. Möge Allah euch davor bewahren, dass ihr sie erleben müsst. Wenn sich die Unzucht verbreitet, werdet ihr feststellen, dass dies nie geschieht, ohne dass neue Krankheiten, unter denen frühere Generationen nie gelitten haben, die Menschen befallen. (dies sind zum Beispiel sexuell übertragbare Krankheiten wie Tripper, Syphilis, Hepatitis oder aktuell Aids) Wenn die Menschen anfangen, beim Abwiegen der Waren zu betrügen, werdet ihr feststellen, dass dies nie geschieht, ohne dass Dürre und Hungersnot über sie kommen und ihre Herrscher sie tyrannisieren. Wenn die Menschen anfangen, die Armenabgabe zurückzuhalten, werdet ihr feststellen, dass dies nie geschieht, ohne dass der Regen aufhört zu fallen; und wäre es nicht um der Tiere willen, es würde nie mehr regnen. Wenn die Menschen ihren Bund mit Allah und Seinem Gesandten brechen, werdet ihr feststellen, dass dies nie geschieht, ohne dass Allah einen Feind gegen sie schickt, der ihnen mit Gewalt ihren Besitzt wegnimmt. Wenn die Herrschenden nicht gemäß dem Buche Allahs regieren, werdet ihr feststellen, dass dies nie geschieht, ohne dass Allah sie in Gruppierungen aufspaltet und sie einander bekämpfen lässt. (Ibn Madscha)

Wenn die Mehrheit einer Gesellschaft schlecht ist, trifft sie vielleicht Allahs Strafe. Wenn das geschieht, sind alle davon betroffen, die sich in dieser Gesellschaft aufhalten. Die Muslime sollten daher danach streben, die Menschen in ihrer Umgebung zum rechten Handeln aufzurufen oder, wenn es sehr schlimm ist, von Orten weggehen, an denen sie nicht oder nur sehr schwer nach ihren Überzeugungen leben können.


9.4 Prüfungen und Leid aufgrund der Gesetzmäßigkeiten im Universum

Und hütet euch vor einer Drangsal, die gewiss nicht bloß die unter euch treffen wird, die Unrecht getan haben. Und wisset, dass Allah streng im Strafen ist. (8:25)

Allah fordert von keiner Seele etwas über das hinaus, was sie zu leisten vermag. Ihr wird zuteil, was sie erworben hat, und über sie kommt, was sie sich zuschulden kommen lässt. (2: 286)

Wenn jemand das Rechte tut, so tut er es für sich selbst; und wenn jemand Böses tut, so handelt er gegen sich selbst. Und dein Herr ist niemals ungerecht gegen die Menschen. (41:46)

Die dritte Art von Leiden bringt der Mensch über sich selbst als Konsequenz aus seinen Handlungen im Rahmen der materiellen und geistigen Naturgesetze, welche die Muslime die „Gewohnheit Allahs“ nennen. Daher muss der Mensch vernünftig handeln und dabei die Gesetzmäßigkeiten berücksichtigen, denen das Universum unterliegt. Wer leichtsinnig handelt, riskiert einen Schaden und ist dann auch selbst verantwortlich dafür.

Ein Mann sagte (einmal): „Allahs Gesandter, soll ich (mein Reittier) anbinden oder auf Allah vertrauen und es unangebunden lassen?“ Er antwortete: „Binde es an, und vertraue auf Allah.“ (Anas; Tirmidhi)

Unheil ist auf dem Festland und auf dem Meer sichtbar geworden um dessentwillen, was sie Hände der Menschen gewirkt haben, auf dass er sie die (Früchte) so mancher ihrer Handlungen kosten lasse, damit sie sich besännen. (30:41)

Mit heutigen Augen betrachtet ist das Unheil, das der Mensch über sich selbst gebracht hat, immens: globale Erwärmung, Überfischung der Meere, Zerstörung der Ozonschicht, atomare Verseuchungen und Vergiftungen der Gewässer und Böden etc. Allah lässt es zu, dass wir die Auswirkungen dieser Handlungen spüren: Unwetterkatastrophen, Brände, Stürme, Überschwemmungen etc., damit wir daraus lernen, und es in Zukunft besser machen. Wir - nicht Allah - sind der Grund für all diese Übel; wir müssen ausbaden, was wir uns selbst  eingebrockt haben.

Und als euch ein Unglück traf, obwohl ihr (euren Gegnern) bereits ein doppelt so schlimmes zugefügt hattet, sprachet ihr da etwa: „Woher (kommt) dies?“ Sprich: „Es kommt von euch selber.“ Siehe, Allah hat Macht über alle Dinge. Und was euch am Tage des Zusammenstoßes der beiden Scharen traf, das geschah mit Allahs Erlaubnis, und damit Er die Gläubigen erkennt. (3:165-166)

Diese Verse  beziehen sich auf die Schlacht von Uhud, bei der die Muslime zunächst siegreich zu sein schienen und dann einige Männer einer Anweisung des Propheten zuwiderhandelten, wodurch ein erneutes Angriffsmanöver der Gegner den Muslimen schweren Schaden zufügen konnte. Allah hat dies geschehen lassen, um die Gläubigen zu prüfen und die Folgen ihres Ungehorsams kosten zu lassen. Im Allgemeinen kann man daraus die Lehre ziehen, dass uns oftmals Schlechtes widerfährt, weil wir selbst Fehler begehen. Dieses Übel überkommt uns dann als Strafe und Lehre für die Zukunft. Wir haben es nur uns selbst zuzuschreiben.


9.5 Die Vergebung von Sünden durch Prüfungen

Da erhörte sie ihr Herr (und sprach):  „Seht, Ich lasse kein Werk der Wirkenden unter euch verloren gehen, sei es von Mann oder Frau; die einen von euch sind von den anderen. Und diejenigen, die da auswanderten und aus ihren Häusern vertrieben wurden und auf Meinem Weg litten und kämpften und fielen – wahrlich, tilgen will Ich ihre Missetaten und wahrlich, führen will Ich sie in Gärten, durch die Bäche fließen, als Lohn von Allah.“ Und bei Allah ist die beste Belohnung. (3:195)

Abu Sa`id, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Ich hörte den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagen: „Niemals wird der Gläubige dauernde Schmerzen, Anstrengung, Krankheit oder Kummer erleiden, selbst wenn es nur Sorgen sind, ohne dass Allah ihm dies als Sühne für seine Missetaten zurechnet.“ [Sahih Muslim Nr. 4670 (im arabischen)]

„…Dies ist nur eine Prüfung von Dir. Damit führst Du irre, wen Du willst, und weist den Weg, wem Du willst. Du bist unser Beschützer; so vergib uns denn und erbarme Dich unser; denn Du bist der Beste der Vergebenden. Und bestimme für uns Gutes sowohl im Diesseits als auch im Jenseits; denn zu Dir sind wir reuevoll zurückgekehrt.“ (7:155-156)

Allahs Gesandter (Allahs Frieden und Heil auf ihm) hat gesagt: „Gläubige Männer und Frauen werden so lange Prüfungen ausgesetzt – sie selbst, ihre Kinder, ihr Hab und Gut – bis sie Allah, dem Erhabenen, entgegentreten, und sie haben Ihm gegenüber keine Sünde (mehr auf sich).“ (Abu Huraira; Tirmidhi)

Prüfungen und Leid dienen demnach auch dazu, die Sünden der Menschen zu tilgen. Vielleicht gewinnen sie dadurch das Paradies und werden vor viel größerem Leid bewahrt.


9.6 Prüfungen als Schutz vor etwas noch Schlechterem oder vor Sünde

Und wenn Allah die Mittel zum Unterhalt für Seine Diener erweitern würde, so würden sie übermütig auf Erden sein; doch Er sendet (Seine Gaben) in dem Maße hinab, wie Er es will; denn Er kennt und durchschaut Seine Diener recht wohl. .. Und was euch an Unglück treffen mag, es erfolgt auf Grund dessen, was eure Hände gewirkt haben. Und Er vergibt vieles. (42:27+30)

Doch es mag sein, dass euch etwas widerwärtig ist, was gut für euch ist, und es mag sein, daß euch etwas lieb ist, was übel für euch ist. Und Allah weiß es, doch ihr wisset es nicht. (2:216)

Des Weiteren empfinden wir eine Sache vielleicht als Prüfung, die in Wahrheit ein Segen ist. Nur Allah kennt das Verborgene und die Gläubigen sollen fest darauf vertrauen, dass immer das geschieht, was am Besten für uns und unsere geistige Entwicklung ist. So mancher Mensch wurde durch den Reichtum verdorben und einige müssen erst ganz tief fallen, bevor ein Neuanfang möglich wird.

Und Moses sagte zu seinem jungen Diener: „Ich will nicht eher rasten, als bis ich den Zusammenfluss der beiden Meere erreicht habe, und sollte ich jahrhundertelang wandern.“ Doch als sie den Zusammenfluss der beiden (Meere) erreicht hatten, da vergaßen sie ihren Fisch; und dieser nahm seinen Weg und schwamm ins Meer hinaus. Und als sie weitergegangen waren, sagte er zu seinem jungen Diener: „Bring uns unsere Speise. Wir haben wahrlich auf dieser unserer Reise große Anstrengungen auf uns genommen.“ Er sagte: „Hast du nicht gesehen, dass sich der Fisch da auf wundersame Weise ins Meer begab, als wir auf dem  Felsen rasteten und ich ihn vergaß – und kein (anderer) als Satan ließ mich vergessen, ihn  zu erwähnen?“ Er sagte: „Das ist es, was wir wollten.“ (weil er auf der Suche nach einem Diener Allahs ist, dem Allah von Seinem Wissen gegeben hat)  Da kehrten sie beide um und schritten auf ihren Spuren zurück. Dann fanden sie einen Unserer Diener, dem Wir Unsere Barmherzigkeit verliehen und den Wir Unser Wissen gelehrt hatten. Moses sagte zu ihm: „Darf ich dir folgen, auf dass du mich über das rechte Handeln belehrst, wie du gelehrt worden bist?“ Er sagte: „Du vermagst nimmer bei mir in Geduld auszuharren. Und wie könntest du bei Dingen geduldig sein, von denen dir keine Kunde gegeben worden ist?“ Er sagte: „Du wirst mich, so Allah will, geduldig finden, und ich werde gegen keinen deiner Befehle ungehorsam sein.“ Er sagte: „Nun gut. Wenn du mir folgen willst, so frage mich nach nichts, bis ich es dir von selbst erkläre.“ So machten sich beide auf den Weg, bis sie in ein Schiff stiegen, in das er ein Loch schlug. Er (Moses) sagte: „Schlugst du ein Loch hinein, um seine Mannschaft zu ertränken? Wahrlich, du hast etwas Schreckliches begangen!“ Er sagte: „Habe ich nicht gesagt, du würdest es nimmer fertig bringen, bei mir in Geduld auszuharren?“ Er (Moses) sagte: „Stelle mich nicht wegen meines Vergessens wegen zur Rede, und sei deswegen nicht streng mit mir.“ So zogen sie weiter, bis sie einen Jüngling trafen, den er erschlug. Er (Moses) sagte: „Hast du einen unschuldigen Menschen erschlagen, ohne dass (er) einen anderen (erschlagen hätte)? Wahrlich, du hast etwas Abscheuliches getan!“ Er sagte: „Habe ich dir nicht gesagt, du würdest es nimmer fertig bringen, bei mir in Geduld auszuharren?“ Er (Moses) sagte: „Wenn ich dich noch mal nach etwas frage, so begleite mich nicht weiter; von mir aus wärst du dann entschuldigt.“ So zogen sie weiter, bis sie bei den Bewohnern einer Stadt ankamen und von ihnen Gastfreundschaft erbaten; diese aber  weigerten sich, sie zu bewirten. Nun fanden sie dort eine Mauer, die einzustürzen drohte, und er richtete sie auf. Er (Moses) sagte: „Wenn du es gewollt hättest, hättest du einen Arbeitslohn dafür erhalten können.“ Er sagte: „Dies führt zur Trennung zwischen mir und dir. Doch will ich dir die Bedeutung von dem sagen, was du nicht in Geduld zu ertragen vermochtest. Was das Schiff anbelangt, so gehörte es armen Leuten, die auf dem Meer arbeiteten, und ich wollte es beschädigen; denn hinter ihnen war ein König, der jedes Schiff beschlagnahmte. (das in gutem Zustand war) Und was den Jüngling anbelangt, so waren seine Eltern Gläubige, und wir fürchteten, er könnte Schmach durch Widersetzlichkeit und Unglauben über sie bringen. So wollten wir, dass ihr Herr ihnen zum Tausch (ein Kind) gäbe, das redlicher als dieses und anhänglicher wäre. Und was nun die Mauer anbelangt, so gehörte sie zwei Waisenknaben in der Stadt, und darunter lag ein Schatz für sie (verborgen), und ihr Vater war ein rechtschaffener Mann gewesen; so wünschte dein Herr, dass sie ihre Volljährigkeit erreichen und ihren Schatz heben mögen (und nicht andere ihn vor ihnen finden) – als eine Barmherzigkeit deines Herrn; und ich tat es nicht aus eigenem Ermessen. Das ist die Bedeutung dessen, was du nicht in Geduld zu ertragen vermochtest.“ (18:60-82)

In dem obigen Gleichnis erfahren wir den Grund, warum Allah uns zu Geduld ermahnt bei allem, was uns zustößt. Wir besitzen einfach nicht die Kenntnisse über das Verborgene und können so die Sachlage nicht richtig beurteilen. Wir sollen fest auf Allah vertrauen, dass alles nur zu unserem langfristig Besten geschieht und Ihn um Rechtleitung und Barmherzigkeit bitten.

Und den, dem Wir ein langes Leben geben, setzen Wir körperlichem Verfall aus. Wollen sie es denn nicht begreifen? (36:68)

Ein weiteres Beispiel für eine mögliche Gnade, die auf den ersten Blick nach einem Unglück aussieht. Der Preis für  ein langes Leben sind oftmals die Altersschwäche und altersbedingte Leiden und Krankheiten. Dies ist eine der Gesetzmäßigkeiten Allahs und daher ist ein langes Leben nicht in jedem Fall einem mäßig langen vorzuziehen. Und Allah weiß am Besten, wovor er denjenigen bewahrt, den er früh abberuft.

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