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Montag, 2. Mai 2011

Der Shiitismus versus #Islam Teil5: Wie war das damals eigentlich genau mit Ali ibn Abi Talib?

Dieser Teil der islamischen Geschichte ist bei den Sunniten oft nicht so bekannt, weil sie - Gott sei Dank! - lieber in der Gegenwart leben und für die Zukunft arbeiten anstatt in der Vergangenheit gefangen zu sein. Und wenn man zurückblicken möchte, dann lieber auf die Geschichten des Propheten (sas) und der ruhmreichen Gefährten, die für uns Vorbilder sind. Aber es gibt Situationen, in denen es wichtig sein kann, die Geschichte zu kennen. Besonders, wenn die Informationen darin Licht auf die Gegenwart werfen und dabei helfen können, Falschheit zu entlarven. Ein Muslim wird nicht vom gleichen Loch zweimal gestochen! - so in etwa heißt es in einem Hadith. Wir dürfen nicht den gleichen Fehler zweimal machen. Damals haben es die Gegner des Islam geschafft, durch Intrigen und die Verbreitung von Lügen und durch das Erschleichen von Vertrauen gefolgt von schlechter Beratung und Verführung, die Muslime zu spalten und gegeneinander aufzuwiegeln. Wir sollten wachsam sein, so etwas nicht noch einmal geschehen zu lassen!



Um die Geschichte des Islam richtig verstehen zu können, ist es wichtig, die Ereignisse zu betrachten, die mit Ali ibn Abi Talib in Verbindung stehen, und die, wie in der präferierten Ansicht über die Entstehung des Shiitismus beschrieben, maßgeblich daran beteiligt waren. Wie wir gehört haben, schreiben viele der heutigen Shiiten Ali Göttlichkeit zu oder zumindest die Stufe eines unfehlbaren Imams, der das Verborgene kennt usw. Sind solche Aussagen durch sein Leben gerechtfertigt? Hat Ali selbst irgendeinen Anlass zu dieser übertriebenen Art der Verherrlichung gegeben? Über Ali ibn Abi Talib (möge Allah mit ihm zufrieden sein) kursieren sehr viele Geschichten und Mythen und man muss sehr vorsichtig dabei sein, was man als wahr annimmt und was nicht. Die Sabaiten haben zur Rechtfertigung ihrer Behauptungen, nur Ali sei berechtigt, der Nachfolger Muhammads (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm)  zu sein, viele Geschichten und Heldentaten und Wunder erfunden und Ali zugeschrieben. Was für ein Mensch war Ali aber wirklich, und was hat er zu all dem gesagt? Betrachten wir hier die gesicherten historischen Ereignisse so, wie sie sich tatsächlich zugetragen haben: (Quelle: Die Rechtgeleiteten Kalifen, Islamische Bibliothek, ISBN: 3-8217-0077-7)
Ali (möge Allah mit ihm zufrieden sein) war in der Tat einer der hervorragenden Gefährten und über seine Rechtschaffenheit besteht kein Zweifel. Auch gehört er zu den 10 Gefährten, denen zu Lebzeiten des Propheten Muhammad (Allahs Segen und Heil auf ihm) das Paradies versprochen wurde. Er wird sich vor der Vergötterung durch manche Gruppen unter den Muslimen so hüten, wie auch Jesus dies am Jüngsten Tag tun wird. Ali war ein Vetter des Propheten Muhammad (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) und war zudem der erste Junge, der sich zum Islam bekannte - damals 10 Jahre alt. Er wuchs nach dem 5. Lebensjahr im Haus des Propheten auf, da sein Vater, der Onkel des Propheten Abu Talib, bei dem Muhammad (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) aufgewachsen war, sehr arm war. Ali war für seinen Mut bekannt, seine Reinheit und seine Weisheit. Er konnte mit wenigen Worten viel ausdrücken. Außerdem war er außerordentlich stark und muskulös und sah dem Propheten (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) ähnlich. Durch seine enge Gemeinschaft mit dem Propheten (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) war er auch mit dem Qur’an sehr gut vertraut: Er wusste wann, wo und warum die Verse offenbart wurden und hatte daher ein tiefes Verständnis von der Offenbarung. Als Kind übernahm er die Aufgabe, die Wahrheitssucher, die nach Mekka kamen, um den Propheten zu treffen, zu ihm zu bringen. Dies musste heimlich geschehen und erforderte viel Menschenkenntnis und Weisheit, um sie und den Propheten keiner Gefahr auszusetzen. Er war auch derjenige, der im Bett des Propheten schlief, als dieser nach Medina auswandere und vor seinem Haus die versammelten Männer der Quraisch standen, um ihn zu ermorden. Jeder andere hätte große Angst gehabt, dass die Männer ins Haus vordringen und ihn im Schlaf erstechen, aber Ali schlief sehr ruhig in dieser Nacht, weil der Prophet ihm gesagt hatte, es werde ihm nichts geschehen. Er gab den Leuten ihre Sachen zurück, die sie beim Propheten aufbewahren ließen und folgte ihm dann zu Fuß (über 300 Kilometer!), weil er kein Reittier hatte und es aber nicht abwarten konnte. Später heiratete er Mohammeds Tochter Fatimah, die damals 18 Jahre alt war. Sie waren 8 Jahre lang bis zu Fatimas Tod glücklich verheiratet und hatten 4 Kinder: Hassan, Hussain, Zainab und Umm Kulthum. Nach Fatimas Tod heiratete Ali noch viele Male und hatte von diesen Frauen 14 Jungen und 19 Mädchen. Er nannte seine Söhne auch nach den verstorbenen Khalifen Abu Bakr, Omar und Uthman, denn die Liebe unter diesen hervorragenden Gefährten des Propheten (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) war sehr groß. Ali (möge Allah mit ihm zufrieden sein) war ein großer Kriegsheld in den Schlachten der Muslime, der auch oft die vorangehenden Zweikämpfe für die Muslime erfolgreich gewann, wie z.B. in Badr und der Grabenschlacht. Ein wichtiges Ereignis war z.B. die Schlacht um Khaibar. Dort lebten erbitterte Feinde des Islam; Juden, die immer wieder die umliegenden Völker zum Kampf gegen die Muslime ermutigten und aufhetzten. Die Festung von Khaibar wurde von 10.000 Juden bewacht, die mit einem Proviant von 1 Jahr ausgerüstet waren. Die Muslime waren nur 1400. Sie belagerten Khaibar 2 Wochen lang ohne Erfolg und die Moral war am Boden. Dann sagte Muhammad (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) zu den Gefährten:  „Morgen gebe ich das Banner jemandem, der Allah und seinen Propheten liebt und von ihnen geliebt wird und Allah wird ihm den Sieg schenken.“ Jeder hoffte, er würde dieser Gefährte sein, aber es war Ali (möge Allah mit ihm zufrieden sein). Ali war überrascht, da er ein krankes Auge hatte und schlecht sehen konnte. Muhammad (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) aber wischte mit seinem Speichel über das Auge und es war sofort geheilt. Dann stürmte Ali die Festung und die Juden fragten ihn nach seinem Namen. Als er antwortete, riefen sie vor Entsetzen aus: “Wir sind verloren!“ Denn es stand in ihren Überlieferungen, dass Khaibar von einem Mann erobert würde, der Ali ibn Abi Talib hieße. Beim Kampf verlor er sein Schild und fand nichts anderes als eine Tür, um sich vor Angriffen zu schützen. Er trug diese schwere Tür wie ein Schild und als nach dem Kampf 8 Männer die Tür hochheben wollten, schafften sie es nicht.
Als Muhammad (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) nach Tabuk zog, bat er Ali, bei seiner Familie und den Muslimen zurückzubleiben. Dies fiel ihm sehr schwer, denn er war kämpferisch. Die Heuchler lästerten und sagten: Der Prophet liebt Ali nicht und wollte ihn los sein. Als Ali dies hörte, begann er zu weinen und eilte der Armee hinterher zum Propheten. Er berichtete ihm von den Aussagen der Heuchler. Muhammad (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) sagte zu ihm: „Sie lügen. Bist du nicht zufrieden, dass du zu mir bist, wie Aaron zu Moses? Nur dass nach mir kein Prophet mehr kommt.“ Als Moses die 10 Gebote empfing, lies er Aaron bei seinem Volk als Stellvertreter zurück, der auf sie aufpassen sollte. So wollte auch Muhammad Ali als Schutz der Muslime vor den Heuchlern und Feinden des Islam in Medina zurücklassen, denn er genoss sein vollstes Vertrauen.
Nach dem Tod des Propheten (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) wusch Ali (möge Allah mit ihm zufrieden sein) ihn mit einigen Gefährten, während die anderen sich mit der Nachfolge beschäftigten und sich auf Abu Bakr einigten. Ali zögerte zunächst, den Treueschwur zu leisten. Nach dem Grund gefragt sagte er: „Ich war traurig, dass ich nicht an der Beratung teilgenommen habe. Aber da es keine Absicht war und es dich getroffen hat, bin ich versöhnt. An die Menschen gewandt sprach er dann : „Auch ich sehe Abu Bakr als den am Berechtigsten an, denn er hat vom Propheten den Auftrag bekommen, das Gebet zu leiten, obwohl ich weder abwesend noch krank war. Wenn der Prophet (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) es gewollt hätte, so hätte er mich das Gebet leiten lassen. Und er ist nicht überraschend gestorben oder ermordet worden. Der Prophet (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) hat Abu Bakr unsere Religion anvertraut, wie könnten wir ihm nicht unsere weltlichen Dinge anvertrauen?“
Ali leistete seinen Treueeid allen 3 Khalifen und war ihr treuer Berater. Nach Uthmans Ermordung gab es drei Tage lang keinen Khalifen. Medina war vollständig in der Gewalt der Aufrührer. Jene schlugen Ali als neuen Khalifen vor, welcher sich aber zunächst weigerte. Doch jemand musste dafür sorgen, dass das Leben in der Hauptstadt wieder normal verlief. Ali besprach sich mit den Gefährten, die noch in Medina waren und sie sagten, er solle sich bereitfinden, dem Volk zu dienen und die Ummah unter sich zu vereinen. So willigte er schließlich ein und wurde vierter Khalif des Islam. Er ging in die Prophetenmoschee um den Treueschwur der Muslime entgegen zu nehmen. Malik Al-Astar war der erste, der ihm die Treue gelobte, andere folgten ihm. Einige Gefährten sagten nun zu Ali: „Du bist jetzt Khalif. Deine erste Pflicht ist es, die Mörder Uthmans zu bestrafen. Unter dieser Vorraussetzung haben wir dir die Treue gelobt“. Ali erwiderte: „Ich will Uthmans Tod nicht ungerächt lassen, aber ihr müsst warten, denn die Verhältnisse sind noch nicht normal. Die Aufrührer sind noch zu mächtig in Medina. Wir befinden uns in ihrer Gewalt, und meine eigene Stellung ist unsicher. Deshalb wartet bitte noch. Sobald die Verhältnisse es erlauben, will ich meine Pflicht tun.“ Diese Antwort stellte nicht alle zufrieden. Die Aufrührer erfuhren von diesen Meinungsverschiedenheiten. Sie waren sicher, dass der neue Kalif sie bestrafen würde, sobald die Umstände dies zuließen. Ihre einzige Hoffnung lag im Fortdauern der Unruhen. Sie brauchten nur eine Partei gegen die andere auszuspielen. Überall säten sie Misstrauen mit dem Ziel, die Vertreter der öffentlichen Meinung zu entzweien. Kufa und Syrien missachteten daraufhin öffentlich die Autorität des neuen Khalifen, indem sie die von ihm ernannten neuen Gouverneure nicht akzeptierten. Muawija in Syrien sandte einen Boten zu Ali mit einem Brief, in dem er sofortige Rache an Uthmans Mördern forderte. Auch Aischa, Tochter von Abu Bakr und Witwe des Propheten Muhammad (Allahs Segen und Heil auf ihm) wandte sich gegen ihn. Sie forderte die Menge auf, den Tod Uthmans zu rächen, woraufhin ihr Hunderte von Männern folgten. Auch Talha und Zubair, zwei der Männer, denen das Paradies versprochen wurde, boten ihr ihre Hilfe und Unterstützung an. Aischa machte sich an der Spitze einer starken Streitmacht auf den Weg nach Al-Basra um dort weitere Truppen zur Verstärkung zu gewinnen. Mit den Männern, die unterwegs dazustießen, bestand ihr Heer aus ca. 3000 Mann. Der dortige Gouverneur kämpfte um Al-Basra, wurde schließlich jedoch besiegt und gefangengenommen. Dies geschah im Jahre 36 n.H. Talha und Zubair begannen sogleich nach Leuten zu suchen, die am Aufstand gegen ’Uthman teilgenommen hatten. Hunderte wurden aufgegriffen und verhört. Eine große Anzahl wurde vor Gericht gestellt und viele von ihnen wurden für schuldig befunden und getötet. Ali war durch die offene Rebellion in dieser Provinz sehr beunruhigt und beschloss, zunächst von Muawija abzulassen. Die Ordnung im Irak musste erst wieder hergestellt werden. Vor Ort kam es zu einer Aussprache der Gefährten, die die Herzen beruhigte und Ali gab strenge Anweisung, dass niemand auch nur einen Pfeil abschießen dürfe. In der Nacht bat er Allah (subhana wa ta'ala), den Muslimen den Schrecken eines Bürgerkrieges zu ersparen.  ’Abdullah Ibn Saba und seine Helfer sahen in dieser Nacht jedoch ihre letzte Gelegenheit und unternahmen einen plötzlichen Angriff auf Aischas Heer. Schnell war die Schlacht in vollem Gange. Talha und Zubair wurden von dem Lärm überrascht. Auf die Frage hin, was denn los wäre, teilte man ihnen mit, dass Ali einen Nachtangriff gestartet hätte. Auch Ali war überrascht und auf seine Frage sagten ihm die Gefolgsleute von ’Abdullah Ibn Saba, dass Talha und Zubair einen Angriff gestartet hätten. Hunderte von Muslimen fielen auf beiden Seiten durch diese Intrige. Auch Talha starb und Zubair floh vom Schlachtfeld. Der größte Teil von Aischas Streitmacht kam um, aber ein hartnäckiges Gefecht tobte noch um ihr Kamel herum. Sie saß auf dem Rücken des Tieres und leitete den Kampf. Schließlich befahl Ali einem seiner Männer, dem Kamel die Hinterbeine abzuschlagen, welcher dies auch tat. Das Kamel fiel auf die Vorderbeine, wobei der Rückensitz mit Aischa darin herunterfiel. Die Schlacht war damit beendet und sie ging unter dem Namen „Kamelschlacht“ in die Geschichte ein. Aischa wurde unverletzt aus dem Sitz genommen, mit aller Hochachtung, die ihr gebührte. Ali trat zu ihr mit den Worten: „Wie geht es dir?“ Aischa erwiderte: „Alles ist in Ordnung, Allah möge dir verzeihen!“ „Und er möge auch dir deinen Fehler verzeihen!“, antwortetet Ali. Nach einigen Tagen schickte Ali Aischa unter der Obhut ihres Bruders Muhammad Ibn Abi Bakr nach Medina zurück. Kurz vor ihrer Abreise scharrte sie einige Männer um ihr Kamel und sprach: „Ihr habt euch gegenseitig nichts vorzuwerfen. Bei Allah, zwischen mir und Ali hat es keine Feindschaft gegeben. Ich halte Ali für einen guten Mann.“ Ali sagte darauf: „Sie hat ganz recht, und sie nimmt eine hohe Stellung in unserem Glauben ein; hier auf Erden und in der kommenden Welt ist sie die geehrte Frau des Gesandten Allahs!“ Er begleitete sie noch viele Kilometer und kehrte dann zurück, um die Ordnung in Al-Basra wieder herzustellen. Er nahm dem Volk den Treueschwur ab und ernannte ’Abdullah Ibn Abbas zum Gouverneur. Trotzdem die Stadt die Waffen gegen ihn erhoben hatte, erließ er eine Generalamnestie und einige der Sabaiten entkamen.

Ali konnte nun seine Aufmerksamkeit auf  Muawija richten. Mit Ausnahme von Syrien hatte das ganze islamische Reich ihn als Khalif anerkannt. In Kufa besaß Ali eine sehr große Anhängerschaft und die Staatseinkünfte im Irak waren reichlicher als in Medina, so wählte er es als neue Hauptstadt. Er schickte Unterhändler zu Muawija, um ihn aufzufordern, Ali als rechtmäßigen Khalifen anzuerkennen. Dieser blieb jedoch bei seiner vorherigen Position und wollte seine Macht erhalten. Ali zog mit einem großen Heer aus Kufa los und unterwegs schloss sich ihm das Heer des Gouverneurs aus Al-Basra an. Nachdem sie den Euphrat überquert hatten, errichteten sie ein Feldlager in Siffin. Muawija war gut vorbereitet. Durch die Aufstachelung Muawijas befand sich das Volk in einer Hysterie. Uthmans blutgetränktes Hemd und Na’ilas abgeschlagene Finger wurden oft in der Hauptmoschee von Damaskus gezeigt und bewegende Geschichten wurden über die tragische Ermordung des Khalifen verbreitet. Ein Sturm der Entrüstung war das Ergebnis und Tausende von Syrern schworen, Uthmans Tod zu rächen. Beide Heere waren bereit, sich miteinander zu messen. Zwei Tage lang geschah nichts. Am dritten Tag sandte Ali drei Unterhändler zu Muawija. Die Unterhändler kehrten mit leeren Händen zurück und ein Kampf war unausweichlich. Jedoch wollte niemand mit den Gefechten beginnen. Sie hofften aufrichtig, dass noch ein Weg gefunden würde, den Bürgerkrieg abzuwenden. Nach weiteren vergeblichen Einigungsversuchen, gab Ali schließlich am Abend des letzten Tages des Al-Muharram im Jahre 37 n.H. den Befehl, Muawijas Heer am nächsten Morgen anzugreifen. Nach etlichen Tagen erbitterter Schlacht hatte Alis Heer einen klaren Vorteil errungen und seine Generäle starteten einen kraftvollen Angriff. Muawijas Truppen wankten und er beriet sich mit ’Amr Ibn Al-’As. Nach wenigen Minuten wurden an den Speeren der Syrer Qur’an- Bücher sichtbar. Sie riefen:
„Dies ist das Buch Allahs, lasst es zwischen uns entscheiden. Wer soll die westlichen Grenzen verteidigen, wenn wir vernichtet werden und wer die östliche, wenn es euch trifft?“ Ali rief aus: „Dies ist eine vom Feind aufgestellte Falle! Fallt nicht hinein, kämpft weiter! Der Sieg ist schon in Sicht! Ich kenne Muawija, ’Amr Ibn Al-’As, Habib Ibn Muslima, Ibn Abi Sara und Ibn Abi Sa’id schon von Kindheit an. Dies ist eine List, die euch täuschen soll!“ Als ’Ali seinem Befehl Nachdruck verlieh, sagten die Leute: „Entweder befiehlst du die Einstellung des Kampfes, oder wir machen mit dir das gleiche wie mit Uthman!“ Der Khalif fühlte sich hilflos. Seine eigenen Männer halfen den Gegnern, indem sie ihm eine Entscheidung aufzwangen, von der er wusste, dass sie falsch war. Widerwillig ließ er den Kampf einstellen. Muawija schlug vor, aus jeder Partei einen Richter zu benennen, welche einen Eid schwören sollten, sich ausschließlich vom Qur’an leiten zu lassen. Das Urteil der beiden sollte für alle bindend sein. Muawija ernannte ’Amr Ibn Al-’As, womit seine Leute zufrieden waren. Alis Vorschläge wurden aber in seinem Feldlager so lange abgelehnt, bis er sagte: „Tut, was ihr wollt.“, und sie einen Mann wählten, der nur wenig vertrauenswürdig war, namens Abu Musa. Alis Anhänger spalteten sich bald darauf in zwei Gruppen. Eine stand für das Abkommen und die andere sah darin etwas, das dem Qur’an widersprach. Als der Khalif wieder in seiner Hauptstadt Kufa war, erhoben sich dort etwa 12.000 Mann gegen das Abkommen und verließen ihn. Sie bildeten eine neue Partei mit Sait Ibn Rabi als Anführer. Ihre Politik war: „Allah allein gehört der Gehorsam. Unsere Pflicht ist es, anderen zu sagen, dass sie Gutes tun und Böses meiden sollen. Ali und Muawija irren sich beide. Muawijas Irrtum besteht darin, dass er den rechtmäßigen Khalifen Ali nicht anerkennt. Und Alis Irrtum ist die Aufnahme von Friedensgesprächen mit Muawija, den man hätte erschlagen müssen. Er hat eine klare Forderung des Qur’ans missachtet und Menschen zu seinen Richtern bestellt. Wir wollen zuerst gegen diese beiden Männer kämpfen. Wenn wir die Macht erzwungen haben, werden wir eine soziale Ordnung in Übereinstimmung mit dem Buch Allahs errichten.“ Diese Chawāriğ waren strenge Puritaner. Sie sprachen lange Gebete, kleideten sich einfach und waren äußerst rechtschaffen in ihrem Verhalten. Treue zu einem Khalifen jedoch war in ihren Augen Personenkult, welches für sie ein schweres Verbrechen darstellte. Kaltblütig wurden Männer und Frauen getötet, die sagten, dass sie Anhänger des Khalifen seien.
Es dauerte ganze sechs Monate, bis die beiden Richter sich in der Grenzstadt Daumatu-l-Ğandal trafen. Jeder hatte 400 Mann dabei. Auch unparteiische Männer hohen Ranges nahmen auf Wunsch Muawijas am Treffen teil. Die beiden Richter schrieben alle Punkte auf, in denen sie übereinstimmten. Dies bezog sich auf ihren Glauben an die Gesandtschaft Muhammads , das rechtmäßige Khalifat Abu Bakrs und Omars und schließlich auch an die Rechtmäßigkeit des Khalifats von Uthman und das Unrecht seiner Ermordung. Dann bestand ’Amr jedoch darauf, dass Muawija als Blutsverwandter Uthmans das Recht hätte, die Mörder zu strafen, wann und wo er wollte. Abu Musa erwiderte, dass genau dieser Streit sich zu einer Plage für das Volk entwickelt habe. Er machte den Vorschlag, dass weder Ali noch Muawija Khalif sein sollten, denn weder die Syrer, noch die Iraker würden den jeweils anderen als Khalifen anerkennen. So berieten sie sich über geeignete Kandidaten, konnten sich aber nicht einigen und beschlossen schließlich, dass das Volk selbst seinen Kalifen wählen sollte. Amr war damit einverstanden und nun sollte der Schiedsspruch verkündet werden. Er ließ Abu Musa den Vortritt, welcher sagte: „Wir sind übereingekommen, weder Ali noch Muawija als Khalifen anzuerkennen. Ihr sollt einen anderen wählen, der euch geeignet erscheint.“ Dann stand ’Amr auf und sagte: „Ich halte Ali nicht für geeignet, Khalif zu sein. Nach meiner Meinung ist Muawija der richtige Mann für dieses Amt.“

Der Schiedsspruch erwies sich als üble Täuschung, was einen großen Aufruhr verursachte. Die Hoffnung auf Frieden und Ordnung schwand und alle ehrbaren Leute verließen den Platz voller Abscheu. Ali musste sich noch um Muawija kümmern, jedoch die Gefahr, die von den Chawāriğ ausging, war ernster und erforderte ganze Aufmerksamkeit. So führte er ein Heer nach Nahrwān und sandte zunächst zwei ausgewählte Gefährten zu den Führern der Chawāriğ, um sie zur Vernunft zu überreden. Diese wollten aber nicht hören. Als Ali (möge Allah mit ihm zufrieden sein) verlangte, dass diejenigen ausgeliefert werden, welche die Muslime getötet hätten, erwiderten die Chawāriğ, dass sie alle daran beteiligt wären und es auch weiterhin nicht unterlassen würden. Der Kalif bot jedem, der die Chawāriğ verließ und nach Kufa oder Medina käme, Sicherheit für sein Leben. Viele nahmen dieses Angebot an, so dass nur noch 3000 der Chawāriğ übrig waren. Die Schlacht begann und das Heer der Chawāriğ wurde fast vollständig vernichtet. Sie führten dennoch weiter fort, wo sie auch landeten Unruhe zu stiften. Nach der Niederlage der Chawāriğ wollte Ali nach Syrien ziehen, jedoch seine Krieger wollten nicht mehr. Sie verlangten etwas Zeit zum Ausruhen. Sie zogen zurück nach Kufa. Nach einiger Zeit bat Ali sie, sich für einen Feldzug nach Syrien bereitzuhalten, doch die Männer zeigten keine Neigung dazu und Alis Appelle stießen auf taube Ohren. Je mehr Zeit verging, desto klarer wurde dem Khalifen, dass er nicht mehr in der Lage sein würde, eine zweite Armee gegen Muawija zu führen. Muawijja dagegen sammelte seine Kräfte zur Eroberung Ägyptens und brachte diese Provinz unter seine Kontrolle. Er erhob nach dem Schiedsspruch offen den Anspruch auf das Khalifat. Muawija war taktisch und diplomatisch geschickt darin, Ali den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Seine Agenten zogen im Land umher und hetzten das Volk gegen den Khalifen auf. Muawija war bald in der Lage, Alis Feldlager anzugreifen. Ali bat in feurigen Reden um Unterstützung, aber seine Anhänger ließen sich nicht aufrütteln. Muawijas Überfälle im Land verängstigten das Volk. Die Chawāriğ waren ebenso gegen Ali wie gegen Muawija, und der Bürgerkrieg, der endlos schien, war ihnen zuwider. Sie berieten sich in Mekka und kamen zu Schluss, dass Muawija, ’Amr Ibn Al-’As und Ali die Hauptfiguren in diesem Drama seien. Wenn man diese drei Männer beseitigen würde, wäre die Welt des Islam all ihre Unruhen los. Drei der Chawāriğ erklärten sich bereit, dies zu übernehmen. Am genannten Tag führten die drei Männer ihre mörderischen Aufträge aus. Muawija entkam leicht verletzt, der Attentäter wurde gefasst und getötet. ’Amr Ibn Al-’As war an diesem Tag krank und ein anderer, der an diesem Tag an seiner Stelle das Gebet leitete, wurde erschlagen. Auch dieser Mörder wurde ergriffen und hingerichtet. Ibn Mulğam hatte sich mit zwei anderen Chawāriğ während der Nacht in der Hauptmoschee von Kufa versteckt. Wie üblich kam Ali am Freitagmorgen in die Moschee, um den Leuten zu sagen, sie sollen sich auf das Gebet vorbereiten. Da sprang plötzlich einer der Verschwörer auf ihn zu und verletzte ihn mit dem Schwert am Kopf. Der Khalif stürzte zu Boden, und jetzt fiel Ibn Mulğam über ihn her und hieb ihm mit dem Schwert auf den Kopf. Blut strömte hervor und Alis Bart färbte sich rot. Er rief den Umherstehenden, die wie gelähmt waren, zu:„Haltet meinen Mörder!“ Ibn Mulğam und seine Helfer wurden überwältigt. Als es klar wurde, dass für ihn keine Hoffnung mehr bestand, ließ er seine Söhne rufen und gab ihnen den Rat, gut zu sein und dem Islam zu dienen. Jemand fragte: „Sollen wir nach dir Hassan die Treue geloben?“ „Ich sage euch nicht, dass ihr es tun sollt, noch verbiete ich es euch. Tut, was ihr für richtig haltet“, erwiderte Ali (möge Allah mit ihm zufrieden sein). Dann ließ er seine Söhne Hassan und Hussain (möge Allah mit ihnen zufrieden sein) an sein Bett herantreten und sprach:
„Dies ist mein Vermächtnis: Fürchtet Allah und strebt nicht nach weltlichen Dingen. Sehnt euch nicht nach Unerreichbarem. Seid immer wahrhaftig, barmherzig und hilfreich. Helft den Unterdrückten und haltet die Hand des Gewalttäters zurück. Folgt den Geboten des Qur’an, ohne euch darum zu kümmern, was andere sagen.“ Mit Alis Tod (möge Allah ihm Barmherzigkeit erweisen) ging das ruhmreichste Kapitel in der Geschichte des Islam zu Ende. Die große islamische Tradition, politische Macht mit selbstauferlegter Bedürfnislosigkeit und selbstlosem Dienen zu vereinen, verschwand mit ihm. Ali war der letzte rechtgeleitete Khalif, der sein Amt so ausübte, wie es dem islamischen Geist der Gleichheit entspricht. Nachdem Hassan zugunsten von Muawijja auf das Khalifat verzichtet hatte, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, wurde die Führung der Ummah zu einer Art Königtum.
Rufen wir uns noch mal folgenden Qur’anvers in Erinnerung:

Sag: Ich vermag mir weder Nutzen (zu verschaffen) noch Schaden (zuzufügen), soweit es Allah nicht anders will. Wenn ich das Verborgene wüsste, würde ich mir (auf Grund dieser höheren Einsicht) viel Gutes verschaffen und hätte nichts Böses zu leiden. Ich bin (aber) nichts als ein Warner und ein Verkünder froher Botschaft für Leute, die gläubig sind. (Al Araaf:188)

Kann man nun, nachdem man die Ereignisse im Leben Alis gesehen hat, über ihn sagen, dass er Kenntnis über das Verborgene besessen habe? Hat er nicht sehr viel erlitten, ist mehrfach von seinen Feinden ausgetrickst worden und wurde am Ende sogar ermordet? Es ist ganz klar, dass Ali die Bedingungen nicht erfüllt, die die Shiiten ihren Imamen zusprechen und keine solchen Eigenschaften besitzt.

Abschließend bleibt zu sagen, dass in der letzten Amtszeit des Khalifen Uthman das bis heute dunkelste Kapitel islamischer Geschichte begann und eine große Fitna (Spaltung, Intrigen, Aufruhr). Während die Sunniten jedoch nach vorne blicken und diese Zeit nur betrachten, um Lehren für die Zukunft daraus zu ziehen, verweilen die Shiiten in dieser schweren und unschönen Epoche und wühlen und bohren darin herum, obgleich weder wir noch sie etwas daran ändern können, da es schon längst geschehen und vorbei ist. So wird bei ihnen vor allem Streit, Unruhe und Hass hervorgehoben und gepredigt, obgleich der Islam viel mehr und besser ist als dies und man lieber seine schönen Seiten und Errungenschaften betrachten und hervorheben sollte.



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