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Sonntag, 6. Mai 2018

Die Fitna des Dadschal im Lichte der Surah al Kahf - Teil 2


Dies ist Teil 2 der Serie über Surah al Kahf, die sich hier im Speziellen mit der Prüfung beschäftigt, die uns erwartet, wenn der Lügenmessias Ad Dadschal kommen sollte - möge Allah uns alle vor dieser Prüfung bewahren!


Aussagen über Dadschal und seine Zeit

In Sahih Buchari steht: Allah ist nicht einäugig, Dadschal ist einäugig. Nach allem, was wir wissen, beziehen sich die Wunder des Dadschal auf die physische Realität. Die Fitna des Dadschal ist demnach eine Prüfung des extremen Materialismus. Die Welt war noch nie so materialistisch wie heutzutage. Die Dinge, die den Menschen vor 500 Jahren in den Erzählungen über den Dadschal vollkommen unglaublich erschienen, sind für uns schon Realität:
Er wird in der Lage sein, von einem Ende der Welt zum anderen zu reisen innerhalb eines Tages. Damals, als die Menschen noch zu Fuß oder auf Kamelen unterwegs waren, erschien dies wie ein Wunder. Heutzutage sagt man sich: Na und? Er steigt in ein Flugzeug und fliegt innerhalb einiger Stunden ans andere Ende der Welt... 
Er wird sprechen und Millionen Menschen werden ihn hören können. Auch das war damals unvorstellbar. Im Zeitalter der Fernsehübertragungen oder Skype-Konferenzen ist es jedoch keineswegs mehr schwer vorstellbar.
Er wird ödes Land fruchtbar machen. Künstliche Bewässerung macht dies in unserer Zeit durchaus möglich.

Kurz vor dem Jüngsten Tag wird die Welt als schöner, luxuriöser Ort beschrieben, der eine große Anziehungskraft auf die Menschen haben wird. Dadschal wird diese Verführbarkeit der Leute ausnutzen und sie mit Wohlstand, Luxus und Komfort locken. Er wird das Paradies auf Erden denen versprechen, die ihm folgen. Er wird sich als Gott bezeichnen, obgleich er nicht in der Lage sein wird, seine Entstellung zu heilen, dass er nur ein Auge hat.
Parallel dazu wird dies zu der schlimmsten Zeit eintreten, die die Welt jemals gesehen hat: die schlimmsten Kriege, das größte Blutvergießen, die übelste moralische Korruption und Degeneration.

Imam an-Nawawi fasst die bekannten Aussagen zusammen, auf die sich die Mehrheit der Gelehrten der Sunniten geeinigt haben:
1.)  Dadschal ist eine Person, nicht nur eine Idee, durch die die Gläubigen geprüft werden.
2.)  Er wird Fähigkeiten haben, die sonst nur Allah hat; z.B. wird er einen Mann wiederbeleben, den er zuvor tötete
3.)  Er kann die guten Dinge und die Schönheit des irdischen Lebens hervorbringen und Ödland grün werden lassen
4.)  Er wird 2 Flüsse haben, von denen einer aussieht, wie das Paradies und einer aussieht wie die Hölle. Sie sind jedoch das genaue Gegenteil
5.)  Die Ressourcen der Erde werden ihm folgen, d.h. zur Verfügung stehen
6.)  Er wird dem Himmel befehlen zu regnen und es wird geschehen
7.)  Er wird der Erde befehlen zu sprießen und es wird geschehen.
8.)  Dies alles wird mit Allahs Willen geschehen, doch dann wird Er seine Fähigkeiten hinwegnehmen und Isa wird kommen, um ihn zu töten.


 Die ersten 10 Verse der Sura al Kahf


  ٱلْحَمْدُ لِلَّهِ ٱلَّذِىٓ أَنزَلَ عَلَىٰ عَبْدِهِ ٱلْكِتَٰبَ وَلَمْ يَجْعَل لَّهُۥ عِوَجَا ۜ .

Alles Lob und Preis gebühren Allah, der das Buch insbesondere zu seinem ultimativen Sklaven herabgesandt hat, während Er es nicht mit der geringsten Möglichkeit zu irgendeiner Abweichung ausgestattet hat.

Die von mir gewählte Übersetzung beinhaltet zusätzliche Worte, die den Emotionsgehalt und die implizierte Bedeutung wiederspiegeln sollen, die in üblichen Übersetzungen meist verloren gehen.

Alhamdulillah: Dankbarkeit und Lob Allahs sind der Grundtenor, den die Surah vorgibt. Alles, was folgt, muss in diesem Licht betrachtet werden. Darauf folgen die Gründe, warum wir dankbar sein müssen, im Speziellen im Angesicht des Dadschal und seiner Prüfung. 

Wa lam jadscha<al lahu <iwadscha: <iwag bedeutet Krümmung , Verbiegung.
Es wird auch mit liebevoller Voreingenommenheit assoziiert, so wenn die Mutter sich dem Kind zuneigt, um es zu stillen. Es bedeutet auch Parteilichkeit aufgrund von Sympathie, Verlust an Objektivität.
Kein <iwag bedeutet demnach Perfektion, Freiheit von Mängeln, Freiheit von Widersprüchen.
Die Wahrheit lässt sich für niemanden verbiegen, ob es den modernen Menschen und den Liberalen gefällt oder nicht.
Diese Aussage gibt uns zu verstehen, dass wir trotz des Widerstands und des Gegenwindes und trotz der Verlockungen unserer Zeit an den Werten des Qur’an festhalten müssen. Dies ist ein Schutz für uns vor dem einseitigen Materialismus, der die Seele zerstört und uns einäugig werden lässt.


          ٢  قَيِّمًا لِّيُنذِرَ بَأْسًا شَدِيدًا مِّن لَّدُنْهُ وَيُبَشِّرَ ٱلْمُؤْمِنِينَ ٱلَّذِينَ يَعْمَلُونَ ٱلصَّٰلِحَٰتِ أَنَّ لَهُمْ أَجْرًا حَسَنًا

Und sichergestellt habend, dass es gradlinig ist, eine Quelle des Schutzes, eine Richtigstellung und Fürsorge, damit es (er) vor einem intensiven Krieg speziell von Allah warne, und um die gefestigten Gläubigen zu beglückwünschen, die bewusst einige gute Werke vollbringen, dass ihnen ein großartiger Lohn zuteil wird,



Qajjiman: beinhaltet grammatikalisch sowohl die Qualität einer unveränderlichen Eigenschaft als auch eines wahrnehmbar zur Schau gestellten aktiven Zustands. Es beinhaltet folgende Bedeutungen: 
·       Gradlinig, aufrecht stehend
·       Mit Einsatz und Entschlossenheit für etwas einstehend und es beschützend
·     An seinem Platz stehen bleibend, seine Position beibehaltend, standhaft sein, auch im Übertragenen Sinn
·       Etwas begradigend, heil machend, zum ursprünglichen Zustand zurück bringend
·       Aktiv (im Gegensatz zu schlafend)
·       Von Dauer seiend, unvergänglich
·       Ausbalanciert, ausgewogen, gerecht und fair
·       Priorisierend, Wert zuweisend
·       Den Weg weisend, anführend

In Bezug auf den Qur’an bedeutet dies zum Beispiel, dass  der Qur’an die Wahrheit mit Entschlossenheit vertritt und die Botschaft Allahs schützt, indem er deren wahre Inhalte bestätigt und auch die Fehler korrigiert, die sich in die anderen Schriften eingeschlichen haben.
Er bringt die Menschen, die sich durch ihn rechtleiten und führen lassen zu ihrer Fitra, ihrer reinen Urnatur, zurück.
Der Qur’an schützt unsere Interessen und unseren Erfolg im Dies- und Jenseits.
Seine Botschaft ist unveränderlich, auch ihre bleibende Wirkkraft auf die Herzen zu jeder Zeit.
Der Qur’an zeigt uns, was wirklich wichtig ist. Er spricht die Grundprobleme an, die in den Herzen lauernden Krankheiten wie Gier, Machtstreben, Neid, Hochmut etc. und bietet das Heilmittel an, damit deren Wurzeln absterben und die schlechten Früchte wie Korruption, Unterdrückung und Ausbeutung verschwinden.
Die Botschaft des Qur’an ist ausgewogen. Sie ist nicht einseitig, nicht einäugig. Sie hilft uns, die richtigen Prioritäten zu setzen und mit offenen Augen für beide Realitäten (materiell und spirituell) durch das Leben zu gehen.

Der Bezug zu unserer Zeit und der Zeit des Dadschal sind somit klar. Wenn man zwei parallele Graden hat, verändert sich ihr Abstand nicht, egal wie weit man schaut. Wenn aber eine der Linien eine kleine Krümmung zur anderen Seite aufweist, wird der Abstand mit der Zeit immer größer. Dies ist geschehen mit den gesellschaftlichen Werten und Moralvorstellungen, in verstärkten Maße nach der Renaissance, als sie relativiert wurden. Jetzt ist da eine enorme Kluft zwischen diesen Werten und dem Qur’an. Die Muslime spüren diese Kluft und viele versuchen, sich etwas zu verbiegen und anzupassen, um keine Außenseiter zu sein. Aber die Botschaft hier ist, dass wir uns nicht verbiegen dürfen und dass Allahs Wort nicht nur die Kraft hat, uns zu beschützen und zu festigen, sondern dass es auch alle Krümmungen um uns herum begradigen kann, wenn Allah will.

Li jundhira ba´san schadidan: die oben erwähnte Kluft wird nicht nur zu verbalen Auseinandersetzungen führen, sondern zu einem starken, intensiven Krieg.
Jundhira: Er/er/es warnt (Allah, sein Prophet (sas) oder der Qur’an). Im Fall der göttlichen Offenbarung ist dies dasselbe.
Diese Warnung ist genauso zeitlos wie der Qur’an und zu jeder Zeit gültig. Auch wenn Dadschal noch nicht vor einem steht, gibt es einen Konflikt mit der Gesellschaft, die den Islam ablehnt und bekämpft. Diejenigen, die nicht am Qur’an festhalten, können gar kein Problem in ihrem Verhalten erkennen, da es in ihren Augen normal ist; denn der Begriff Normalität orientiert sich an dem Verhalten und der Denkweise des Durchschnitts. Die praktizierenden Muslime spüren dagegen enormen Druck, da sie selten ernst genommen und von ihrer Umgebung oft als verrückt und extremistisch abgestempelt werden. Sie werden in den Medien bekriegt und auch in der Realität in vielen Ländern. Das ist bereits jetzt eine Tatsache.
Ba`s bedeutet etwas Schlimmes, Intensives, vor dem niemand verschont wird oder ungeschoren davonkommt. Schadid bedeutet stark.
Es gibt aber auch viele Hinweise auf einen speziellen Krieg, einen Endkrieg, bei dem Dadschal eine Rolle spielen wird. Die Juden nennen ihn Armageddon. Wenn man diese Verse also im Angesicht des Dadschal rezitieren soll, ist dieser Krieg hiermit ebenfalls angesprochen. Die Gläubigen zeigen damit, dass sie wissen, dass dieser Krieg eine besondere Prüfung von Allah ist und trotz des um sie herum tobenden Chaos alles einem göttlichen Plan folgt, auf den sie standhaft vertrauen.

In gewisser Weise gibt die Surah al Kahf bei genauer Betrachtung einen Abriss dieses göttlichen Plans, der Ereignisse vor dem Jüngsten Tag und ihrer Abläufe. Manasir hat dies folgendermaßen erklärt:
Die Ummah wird verschiedene Stadien durchlaufen nach dem Tod des Propheten Muhammad (sas). Zunächst das Khalifat danach Königtum. Es folgten der Kolonialismus und aufgezwungene Herrschaft und diese wird gefolgt von einer Rückkehr und weltweiten Ausbreitung des Islam.


Die Geschichte der Schläfer als Gleichnis für die Zeit des Kolonialismus

In der islamischen Welt waren viele Länder von der Kolonialisierung durch die Franzosen, Engländer, Deutschen u.ä. betroffen. Es gab anfänglichen Widerstand, der mit großen Opfern verbunden war in Form von Unterdrückung und vielen Toten. Im Laufe der Zeit versuchten sich die Muslime anzupassen und Teil des politischen Systems zu werden. Die religiösen Führer, d.h. die Gelehrten, betrachteten diese Entwicklung mit Sorge und Ablehung. Sie schufen sich eigene Inseln, auf denen sie ihr Gedankengut bewahrten und weitgehend unter sich blieben, während die Welt um sie herum immer weiter verwestlichte. Das materialistische Gedankengut fasste Fuß in diesen Ländern und blieb auch nach der Befreiung von der Besatzung dort erhalten, zusammen mit der Bewunderung für den Westen und seine Errungenschaften. Die Gelehrten, die früher im Mittelpunkt der Gesellschaft waren, die intellektuellen und spirituellen Führer und die soziale Elite, waren nach dieser Entwicklung ihrer hohen Stellung und ihres Ansehens weitgehend beraubt. Sie kamen aus ihrer HÖHLE der Zurückgezogenheit zurück und sahen, dass die Welt sich verändert hatte. Die Imame wurden nun als zurückgebliebene Relikte aus vergangener Zeit betrachtet, die von der echten Welt keine Ahnung haben. Die haben zwar ihren Platz in der Gesellschaft, aber nur in den MOSCHEEN, so wie auch über den Schläfern eine Moschee erbaut wurde. Die Vertreter des religiösen Wissens und die Vertreter der Wissenschaften stehen sich bis heute häufig feindlich gegenüber. Wissenschaftler betrachten die Religion bestenfalls als Pseudowissenschaft und die Gelehrten sträuben sich davor, Wissen von den Glaubensverweigerern anzunehmen. Dadurch werden sie teilweise so weltfremd, dass sie Dinge sagen, die befremdlich wirken und Spott nach sich ziehen. Verärgert über diese Reaktion wettern diese Gelehrten dann gegen alles Liberale und Moderne. Dieses Zerwürfnis ist eine große Fitna und hat sehr schlechte Auswirkungen auf die Ummah. Jede Seite sieht die Welt nur mit einem Auge. Wenn ein junger Mensch sich dem Studium der Religion zuwenden möchte, stößt er oft auf großen Widerstand der Eltern. Er bekommt zu hören, dass er etwas Richtiges lernen und etwas aus seinem Leben machen soll. Als ob das Studium des Islam nur etwas für Versager wäre, die es sonst zu nichts bringen konnten. Dieses zweite Auge wird ihm zugedrückt, sobald er es öffnen möchte.


Die Geschichte der zwei Gärtner als Gleichnis für den aufkommenden Materialismus nach der Renaissance

Wir haben die Entstehung des Materialismus bereits besprochen. Dieser betraf später auch die Kirche selbst und ihre Lehren. Als Reaktion auf die lebensfeindliche Lehre der katholischen Kirche entstand nach der Renaissance unter anderem der Protestantismus, der postulierte, dass die Liebe Gottes zu den Menschen sich darin widerspiegele, wie es ihm auf dieser Erde ginge. Wohlstand und weltlicher Erfolg wurden als Zeichen der Zufriedenheit Gottes betrachtet. So wurde dem Materialismus zusätzlich eine spirituelle Note verliehen und diese Philosophie auf der ganzen Welt verbreitet. Als ob Allah die Guten mit Ansehen und Wohlstand belohne. Als ob die materielle Überlegenheit des Westens auf moralischer Überlegenheit beruhe und die Zurückgebliebenheit des dritten Welt auf Minderwertigkeit und falschen Werten und somit gottgewollt sei, statt das Ergebnis von Ausbeutung und Unterdrückung.
Diese Einstellung wird in der Geschichte von dem Besitzer der zwei Gärten repräsentiert, der von sich denkt, dass er so gut in Allahs Ansehen stünde, dass er nicht nur in diesem Leben  mit so einem großartigen Besitz gesegnet wurde, sondern im Jenseits noch Besseres auf ihn warte als dieser, falls es dieses denn überhaupt gebe, was er zumindest bezweifelt. Der Wohlstand des Gärtners wird am Ende komplett hinweggerafft.

Die Erde wird also eine Zeit erleben, in der diese Welt in Not und Bedrängnis gestürzt wird und die Muslime werden sich im Angesicht der vielen Probleme fragen, warum dies alles geschieht und was da los ist. Als Antwort auf diese Fragen folgt die Geschichte von Musa und Khidr, die uns auf die verborgenen Weisheiten vieler Geschehnisse hinweist, die sich uns als Normalsterbliche nicht erschließen können, egal wie gut wir sind (Musa war ein Prophet!).
Die Botschaft ist: Es ist ein größerer Plan im Gange, also seid geduldig und standhaft, auch wenn ihr ihn nicht versteht!

Daraufhin folgt die Erzählung von Dhul Qar´nain, der in allen Himmelsrichtungen Gerechtigkeit etabliert. So wird der Islam auch wieder aufsteigen und überall herrschen.

Sogar Gog und Magog werden erwähnt, die eingesperrt wurden und am Jüngsten Tag wieder hervorkommen werden.

Kommen wir nach diesem kleinen Exkurs zurück zu Vers 2
Mil ladunhu: speziell von Ihm.
Eine besondere Prüfung von Allah wartet auf uns, wie wir sie noch nie zuvor kannten, denn Allah hat zum ersten Mal jemandem solche Fähigkeiten gegeben, wie Dadschal sie hat. Es wird die größte Fitna für die Ummah sein.
Und auch eine besondere Warnung von Allah könnte gemeint sein, da nur Er das Verborgene und die wahre Bedrohung kennt und uns daher auf einzigartige Weise darauf vorbereiten und mit dem Nötigen ausrüsten kann, das wir dafür brauchen: Sein Buch, das Qajjiman ist.

Wa jubaschschira-l-mu`minin: und um die Mu`minin zu beglückwünschen.
Jubaschschira bedeutet gratulieren, frohe Botschaft bringen. Mu´minin sind die Gläubigen, deren Iman gefestigt ist.
Es gibt ein Hadith über die Endzeit, dass ein Mensch in ihr als Gläubiger schlafen gehen und als Ungläubiger wieder erwachen wird. Das bedeutet, der Iman ist wechselhaft. Jede Islamkritik wirft einen solchen Muslim aus der Bahn. Wenn sie nach einer Antwort suchen, festigt sich der Iman wieder etwas, aber schon kommt der nächste Angriff bzw. Vorwurf und die Zweifel kehren zurück. Um zu denjenigen zu gehören, die diese Glückwünsche erhalten, müssen wir unsern Iman festigen und schützen, durch das Buch, das Qajjiman ist.

Alladhina ja<maluna –s-salihat: diejenigen, die bewusst einige gute Taten tun
Ja<maluna beinhaltet, dass man sich dessen bewusst ist, was man tut. Es beinhaltet auch die Wiederholung dieser Tat, nicht aber dass man es ständig tut.
As-Salihat sind Taten, die etwas Gutes hervorbringen für andere, aber auch den Tuer reparieren, verbessern und ihm Gutes einbringen. Das heißt, jede gute Tat enthält auch ein Heilmittel für bestimmte Krankheiten in uns:
Dhikr ist ein Heilmittel gegen Achtlosigkeit
das Gebet ist ein Schutz vor Verdorbenheit
die Zakat vor Gier und Eigennutz etc. 
Jede gute Tat reinigt uns auch selbst.

Warum wird dies hier betont? In unserer Zeit werden nur noch große Heldentaten respektiert. Kleine Taten, wie  Qur’an lesen, dhikr machen etc. werden als unbedeutend angesehen: Die Welt steht vor dem Untergang und du beschäftigst dich mit Tadschweed? Was soll das bringen und wem soll das nutzen? Es gibt so viel Leid und Elend, es muss etwas Großes passieren! Wir brauchen einen Salahuddin, einen Khalid Ibn al Walid, nicht lauter Menschen, die nur an sich selbst arbeiten statt daran, die Welt zu verbessern!
Allah nimmt uns diese Last von den Schultern, indem Er uns sagt: auch die kleinen guten Taten sind wertvoll! Viele Dinge entziehen sich unserem Einflussbereich und sind außerhalb unserer Reichweite. Wir vermögen nur einen Samen zu pflanzen, jeder einen anderen, so dass am Ende ein wunderschöner Garten erblüht. Jeder Mensch hat nur die Aufgabe, seinen Teil beizutragen mit dem, was er am besten kann und den Rest den anderen zu überlassen. Wenn wir uns zuviel zumuten oder Dinge, die wir nicht leisten können, verfallen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit in Frustration, Depression und Resignation. Aber die Mu`minin, die verstanden haben, was ihr Wert bei Allah ist, werden nicht verzweifeln sondern trotz allem glücklich sein. Die Welt kann auseinander brechen und sie werden trotzdem noch ihren Baum pflanzen im Angesicht von Dadschal, denn der Lohn ist gemäß der Absicht und der Ausgang liegt allein bei Allah.

Anna lahum adschran hasanan: dass ihnen ein großartiger Lohn zuteil wird
Adschr ist der Lohn für geleistete Arbeit oder auch Miete, die bald erfolgt. Im Austausch für was bekommen wir diesen Lohn? Für die wenigen guten Taten, die am Ende vor allem uns selbst nutzen! 
Als Gleichnis kann man sich Allah wie einen Arzt vorstellen, der ein Kind ermutigt, seine Antibiotika zu nehmen und es dafür über den Kopf streichelt und mit einem Lolly belohnt. Das Kind bekommt vielleicht den Eindruck, es habe dem Arzt einen großen Gefallen getan, obwohl der Arzt nicht derjenige ist, der von seinem Verhalten profitiert.
Normalerweise würde man vor anna ein bi erwarten. Dies wurde hier weggelassen, um die Belohnung rhetorisch näher zu bringen. Das Paradies scheint uns so weit weg und Allah tröstet uns hiermit: es ist näher, als ihr glaubt. Es ist so nah, da bleibt nicht mal mehr Zeit für ein bi…!


 مَّٰكِثِينَ فِيهِ أَبَدًا ٣

Makithina fihi abada: darin werden sie auf ewig in ständiger freudiger Erwartung verweilen.

Diese Versprechung wird als eigener Vers herausgehoben, obwohl er grammatikalisch noch zu dem vorherigen Satzgefüge gehört. Diese Hervorhebung zeigt: Es ist so wichtig dass es besonderer Aufmerksamkeit bedarf!
Diese Worte machen deutlich, dass die Glückwunsche und Versprechungen sich nicht auf diese Welt beziehen.
Dies ist eine weitere Absage an den Materialismus, denn materialistische Menschen würden die Belohnung für ihre guten Taten in dieser Welt erwarten in Form von Dankbarkeit, Ruhm, einem Gefallen, Anerkennung, dem Sieg o.ä.
Aber Allahs Glückwünsche beinhalten nicht unseren weltlichen Sieg oder Erfolg; dieser ist zu unbedeutend und wir müssen uns von diesem Gedanken verabschieden. Versprecht euch nichts von dieser Welt, nichts darin ist von Dauer; dauerhaftes Glück und dauerhafte Zufriedenheit wird es nur im Jenseits bei Allah geben.

Interessant ist auch die Wahl des Wortes makithina anstelle von chalidina. Chalidina bedeutet dauerhaftes Verweilen. Makithina dagegen beinhaltet Erwartung, Vorfreude, Kontemplation. Der Aspekt der ewigen Dauer wird durch abadan ergänzt. Es impliziert, dass wir im Paradies nie Langeweile erleben werden, auch wenn wir schon alles haben, was wir uns wünschen. Wir werden immer in freudiger Erwartung von etwas Neuem sein, denn die größte Freude ist die Vorfreude. Wenn auf dieser Welt ein Wunsch von uns in Erfüllung geht, hält die Freude darüber oft nur kurz an, denn es wird schnell zur Normalität. Ein Beispiel wäre ein neues Spielzeug zu Eid, das nach einigen Wochen begeisterter Nutzung im Regal verstaubt. Der Genuss im Paradies dagegen wird dauerhaft sein und immer interessant bleiben. Die freudige Erwartung wird immer anhalten als ob es das erste Mal wäre.
Außerdem ist es gut möglich, dass unsere Erwartung in dieser Welt in Enttäuschung endet, weil das Ergebnis nicht unseren Vorstellungen entspricht oder wir nach einiger Zeit auch die schlechten Seiten einer Sache entdecken. Dies wird im Paradies nicht passieren. Es wird keine enttäuschten Erwartungen geben, nur dauerhafte Freude. Wenn man dies verinnerlicht, kann man leichter durch jede Prüfung navigieren und auch dafür Opfer bringen.



٤  وَيُنذِرَ ٱلَّذِينَ قَالُوا۟ ٱتَّخَذَ ٱللَّهُ وَلَدًا

 Und um diejenigen zu warnen, die sagen, Allah hat sich ein Kind genommen.

Dies ist die zweite Warnung. Sie ist an diejenigen gerichtet, die sagen, Allah habe sich ein Kind genommen.
Wer sind diese Leute? Es sind die Christen (Jesus), aber auch die Juden (Uzair) und die Götzendiener, die die Engel als Töchter Allahs betrachteten.
Dieser Vers konkretisiert nun, warum sie gewarnt werden müssen und zeigt das abstoßendste Beispiel für den Unglauben auf, das zur Zeit dieser Fitna vorherrschen wird.


٥  مَّا لَهُم بِهِۦ مِنْ عِلْمٍ وَلَا لِءَابَآئِهِمْ ۚ كَبُرَتْ كَلِمَةً تَخْرُجُ مِنْ أَفْوَٰهِهِمْ ۚ إِن يَقُولُونَ إِلَّا كَذِبًا

Sie besitzen keinerlei Wissen darüber und ebensowenig ihre Vorfahren.
Wie ungeheuerlich ist es als eine verletzenden Aussage, die immer wieder so dreist aus ihren Mündern herauskommt!

Die Präposition min drückt aus, dass sie vom Wissen nicht einmal ein kleines Bisschen besitzen, eine Steigerung der normalen Verneinung. Denn von etwas, das nicht existiert kann man auch kein Wissen besitzen. Wenn jemand ein Experte in den Zaubersprüchen von Harry Potter ist, kann man ihn dennoch nicht als wissenden Menschen bezeichnen, denn nichts davon ist real.
Ma wird verwendet, um einen falschen Anspruch abzuschmettern und Widerspruch einzulegen, der eine Richtigstellung folgt.
Bihi darüber: kann sich entweder auf Allah beziehen, auf das, was sie sagen in dem Sinne, dass sie es gedankenlos dahersagen, ohne zu wissen, was sie da tun. Oder es bezieht sich auf die Idee der Annahme eines Kindes, d.h. auf die Tragweite, Ungeheuerlichkeit und Ernsthaftigkeit dieser Unterstellung. In Surah Maryam wird uns gesagt, dass der Himmel fast zu zerbersten drohe im Angesicht dieser Aussage!
Abaihim: Traditionell wurde das Wissen immer von den Vorfahren weitergegeben. Aber weder die christlichen noch die römischen Vorfahren, egal für wie fortschrittlich oder gebildet sie von den anderen gehalten werden, und egal wie sehr uns ihr Ansehen einschüchtern mag, haben in diesem Bereich irgendetwas anzubieten außer Lügen und Unwissenheit.
Jegliche blinde Übernahme von Traditionen bringt im Laufe der Zeit immer mehr Ungerechtigkeit mit sich, denn die Tragweite und die Auswüchse einer vielleicht harmlos scheinenden Idee zeigen sich meist erst über einen längeren Zeitraum (Bsp.: Kastensystem, Inquisition etc.) Auch im Islam haben sich teilweise solche kulturelle Traditionen in die Religion eingeschlichen und zu schlechtem oder gar unislamischem Verhalten geführt: Verehrung von Sufi-Sheikhs, Schlagen in den Schulen, Ehrenmorde u.ä. Dies ist auch eine Botschaft an uns, unsere Bräuche und Überzeugungen auf den Prüfstand zu stellen mithilfe des Buches, das Qajjiman ist.
Kaburat kalimatan: ungeheuerlich und mit anhaltenden Konsequenzen ist diese verletzende Aussage
Tachrudschu min afuahihim: die immer wieder (Da Präsens wiederholtes Tun ausdrückt) aus ihren Mündern herauskommt. Wie dreist sind sie, dies so sorglos über die Lippen kommen zu lassen! Woher nehmen sie ihren Mut im Angesicht der zu erwartenden Folgen? Wenn man sich in Gegenwart einer Autoritätsperson befindet, die die Macht hat, einem Schaden zuzufügen, sei es ein Polizist, ein Lehrer, ein strenger Vater o.ä., passt man auf, was man von sich gibt. Wieviel mehr sollte das von Allah gelten!
Ij-jaquluna illa kadhiba: kadhib ist eine bewusste Falschinformation. Dies impliziert, dass die Sprecher im Grunde ihres Herzens wissen, dass es falsch ist.
in illa: nichts, außer einer Lüge. Es ist gar nichts Wahres dabei.
Man bemerke, dass hier eine dreifache Verneinung ihrer Lügen erfolgt ist (Ma lahum min <ilmin, kaburat kalimatan, ij-jaquluna illa kadhiba) um die Dreieinigkeit abzuschmettern ;-)
Die Dreieinigkeit ist eine Lüge und weil die Lüge im Widerspruch zum Iman steht, muss sie hier so stark bekämpft werden. Denn ein Gläubiger kann gemäß eines Hadith alle möglichen Eigenschaften haben, außer Unehrlichkeit und Lügen. Das heißt, jeder hat das Potential zu glauben, wenn er 2 Dinge hinter sich lässt: unehrlich zu sich selbst und anderen zu sein und die Wahrheit nicht akzeptieren und hochhalten zu wollen.


٦  فَلَعَلَّكَ بَٰخِعٌ نَّفْسَكَ عَلَىٰٓ ءَاثَٰرِهِمْ إِن لَّمْ يُؤْمِنُوا۟ بِهَٰذَا ٱلْحَدِيثِ أَسَفًا

So wirst du vielleicht dich selbst ruinieren aus Gram und Stress, trauernd darüber, dass sie nicht an diese immer aktuell bleibende Erzählung glauben wollen.

La<alla: so dass, vielleicht. Es drückt Sorge und sogar Rüge aus im Sinne von: lass es!
Es ist eine Anweisung direkt an den Propheten und ein Trost an ihn.
Bacha<a: sich an die Schwelle zum Tod bringen aufgrund von Erschöpfung, selbstzerstörerisches Benehmen, dass zu Burnout, Depression, Herzinfarkt o.ä. führen kann aufgrund von Trauer, Sorge, Zukunftsängsten oder übertriebenen Erwartungen an sich selbst. Dies ist auch eine wichtige Botschaft an uns im Angesicht dieser Prüfungen, dass wir Balance in unserem Leben brauchen und Gottvertrauen.

Der Prophet Muhammad (sas) war aus mehreren Gründen besorgt und traurig. Bevor diese Offenbarung kam, war er geplagt von Selbstzweifeln, da er so lange auf eine Antwort warten musste und die Qur’aisch ihn verhöhnten; er hatte Angst, Allah sei unzufrieden mit ihm. Außerdem sah er die Qur’aisch in ihrer Aufsässigkeit und ihrem Unglauben zunehmen und er war frustriert darüber, dass er sie vielleicht nicht retten könnte. Er war um die Menschen besorgt, die die Konsequenzen dafür tragen müssen, seine Warnungen zu missachten, und besorgt wegen der Ankündigung des intensiven Krieges in den vorangegangenen Versen, der Tod und Zerstörung bringen wird.
Auch wenn der Prophet Muhammad (sas) nach dem Tod von Abu Talib darüber informiert wird, dass er nicht rechtzuleiten vermag, wen er will und liebt, sondern Allah derjenige ist, der demjenigen Rechtleitung zuteil werden lässt, wem Er will, so wünscht er sich dennoch ihre Errettung. In Surah at Tauba erfahren wir über Muhammad (sas):

"Wahrlich, ein Gesandter aus eurer Mitte ist zu euch gekommen; es schmerzt ihn sehr, wenn ihr unter etwas leidet; er setzt sich eifrig für euer Wohl ein; gegen die Gläubigen ist er mitleidig und barmherzig. (128)
Allahumma salli <ala sayyidina Muhammad.


Athar: Ruinen, etwas, das zurückgelassen wurde nach der Zerstörung.
Hadith: Neuigkeit, Erzählung. Auf den Qur’an bezogen bedeutet es:
·       Immer neue Erkenntnisse
·       Es ist die neue Botschaft von Allah, die Altes richtig stellt
·       Sie ist für immer gültig, da sie für immer die jeweils aktuellen Probleme anspricht.
·       Sie bleibt immer modern und anwendbar auf alle neuen Fragen
·       Sie verliert nie ihre Wirkung auf die Herzen der Menschen, die sich mit ihr befassen.


٧  إِنَّا جَعَلْنَا مَا عَلَى ٱلْأَرْضِ زِينَةً لَّهَا لِنَبْلُوَهُمْ أَيُّهُمْ أَحْسَنُ عَمَلًا

Wahrlich, wir haben alles, was auf der Erde ist zu einem Schmuck für sie gemacht, um sie zu prüfen, wer von ihnen die besten Taten vollbringe.

Für das Überleben auf der Erde sind nur bestimmte Dinge notwendig, wie z.B. Luft, Wasser, Nahrung und Schutz. Der Mensch hat darüber hinaus das Bedürfniss nach Schönheit. Er will sich selbst und alles, was um ihn herum ist verschönern. Seien es durch Kleidung, Kunst, Poesie, Schmuck, Kosmetika, Körperkult, Architektur, Gourmetküche etc. Dieses Bedürfnis stammt vielleicht aus der Zeit, als wir uns in Gegenwart der Quelle aller Schönheit befanden. Wir haben von der unvergleichlichen Schönheit gekostet und sind nun auf der Suche danach.
Allah hat die Erde für uns schön gemacht. Es wäre nicht notwendig gewesen, so viele Farben zu erschaffen, so viele Düfte und Geschmäcker. Für die reine Funktionalität hätte eine Nahrungsquelle gereicht. Es wäre nicht notwendig für das Überleben gewesen, dass die Erde so wunderschön und vielfältig ist. Allah hat selbst im Qur’an vieles erwähnt, was für uns schön gemacht wurde: Vermögen, Frauen, Kinder, Nutztiere und Haustiere etc.

Was ist der Test, den es zu bestehen gilt? Es ist der extreme Materialismus. Es ist, wenn wir uns in der Schönheit der Welt verlieren. Sogar manche Muslime richten ihre Ziele oft nur auf diese Welt aus; sie streben danach, ein schönes Haus zu haben, gutes Essen, Urlaub an den schönsten Orten zu machen, die tollste Musikanlage usw. Das wird in dem Moment gefährlich, wo es uns von den spirituellen Zielen ablenkt oder es sie uns ganz vergessen lässt. Die Ablenkungen durch die Unterhaltungsindustrie sind so massiv, dass sie uns ruinieren können. Wie viele verbringen ihre Zeit nur noch mit Computerspielen, Netflix, amazon prime, Youtube und co. Und beschäftigen sich kaum oder gar nicht mit dem Qur’an?

Die zweite Gefahr ist, wenn unser Herz so sehr am Weltlichen hängt, dass wir bereit sind, dafür zu sündigen, weil unser Geld nicht halal verdient wurde oder wir Zinsen bezahlen, betrügen, zu geizig sind um Zakat zu bezahlen oder ähnliches. Das Problem entsteht, wenn die Verbindung zu Allah gekappt wird und man das geistige Auge verschließt.

Das Wort ahsanu amalan beinhaltet ebenfalls Schönheit. Diese Schönheit unserer Taten sollte unsere Priorität im Leben sein. Mit ahsan wird die Qualität der Tat betont, nicht die Quantität. Allah sieht auch die kleinen Bemühungen, wichtig ist die reine Absicht. Der Schönheit des Lebens sollten wir mit Dankbarkeit begegnen, so wie die Sure begann mit Alhamdulillah. Sie soll unsere Liebe zu Allah vermehren und stärken. Schön ist, wenn jemand sich frei macht von Sucht, Gier und Neid und stattdessen dankbar, großzügig und hilfsbereit ist. Wir dürfen genießen und die guten Dinge nicht verbieten, aber immer im Rahmen der Ausgewogenheit des Buches, das uns beide Augen benutzen lässt uns das qajjim ist.



٨  وَإِنَّا لَجَٰعِلُونَ مَا عَلَيْهَا صَعِيدًا جُرُزًا

Und wir werden wahrlich das, was auf ihr ist, in staubtrockenes Ödland verwandeln

Dies hat mehrere Bedeutungen:
1)    Die Qur’aisch sind damals aufgrund ihrer Undankbarkeit durch diesen Test durchgefallen. Es folgte tatsächlich eine kurze Phase der Hungersnot und Dürre in Mekka, bis die Qur’aisch zum Propheten gingen, und ihn um sein Du’a baten.
2)    Der Bezug zur Fitna des Dadschal: Dadschal verlockt die Leute mit dem Schmuck der Erde und kann ihre Schönheit hervorbringen. Wir werden hier daran erinnert, wer der wirkliche Ursprung dieser Schönheit ist, was ihr Sinn ist und dass sie vergänglich ist. Dies soll uns davor schützen, in diese Falle zu tappen. Wir werden daran erinnert, dass Dadschal niemals Erfolg haben wird, egal wie sehr es auch in dem Moment danach aussehen mag und egal wie mächtig er erscheint. Denn unser größter Feind in diesem Moment werden wir selbst sein. Unser nafs, das diesem Betrug zu erliegen droht.
3)    Wenn Dadschal da ist, steht der Jüngste Tag vor der Tür und am Ende der Zeit wird die gesamte Erde vernichtet werden



٩  أَمْ حَسِبْتَ أَنَّ أَصْحَٰبَ ٱلْكَهْفِ وَٱلرَّقِيمِ كَانُوا۟ مِنْ ءَايَٰتِنَا عَجَبًا

Oder dachtest du etwa, dass die Gefährten der Höhle und ar-Raqim zu unseren erstanlichen Wunderzeichen gehören?

Hier beginnt scheinbar ein neues Thema, aber dieser und er nächste Vers gehören dennoch zu den ersten 10 Versen. Und das ist auch inhaltlich logisch. Es werden 2 Wunder gegenübergestellt: Jetzt, wo Wir dir dargelegt haben, welch ein großes Wunder das Buch ist, das qajjiman ist und Wir dir Allahs größeren Plan für die Erde beschrieben haben, empfindest du die Schläfer in der Höhle als großartiges Wunder? 
Ein weiterer direkter Bezug zu Dadschal: in einem Hadith wird erwähnt, dass sich die Leute in die Berge flüchten werden.
Kahf : eine Zuflucht, eine große, weit offene Höhle (nicht wie bei der Überlieferung der Christen)
Ar Raqim: verschiedene Meinungen. Bsp.: Name des Berges, des Tales, der Stadt aus der sie ursprünglich kamen. Die arabische Bedeutung ist ein permanentes Verewigen z.B. in Stein, Stickerei o.ä. Es könnte sich also auf die Inschrift im Stein beziehen.
Allah machte sie zu einem Wunderzeichen, um Seine Macht über Leben und Tod zu zeigen und als Gleichnis für die Auferstehung am Jüngsten Tag.


١٠  إِذْ أَوَى ٱلْفِتْيَةُ إِلَى ٱلْكَهْفِ فَقَالُوا۟ رَبَّنَآ ءَاتِنَا مِن لَّدُنكَ رَحْمَةً وَهَيِّئْ لَنَا مِنْ أَمْرِنَا رَشَدًا

Als sich die jungen Männer Schutz suchend in die Höhle begaben und sprachen: Oh unser  Herr, gewähre uns eine besondere Barmherzigkeit von Dir und gib uns etwas Rechtleitung in dieser ungewöhnlichen Lage, in der wir uns befinden.

Fitja: einige Jugendliche im Alter direkt nach der Pubertät, wenn die Selbstzentriertheit weicht und abgelöst wird von Idealismus, vernünftigem Urteilsvermögen sowie dem Willen, etwas zum Guten beizutragen und zu verändern.
Rabb: Herr, Erhalter, großzügiger Versorger, Vorsteher, derjenige, der für etwas sorgt, die Verantwortung dafür übernimmt, es pflegt, in Ordnung bringt, beschützt, die Entwicklung fördert und es anleitet und anführt.
Im Grunde genommen ist es die Essenz des Islam, Allah als seinen Rabb anzuerkennen und sein >abd zu sein.
Rahma: Sanftheit, Liebe, Sorge, Barmherzigkeit, Aufopferung. (Rahim = Gebärmutter.) Das Bild ist das eines Babys, das von allen Seiten umgeben ist vom Schutz, der Liebe und Versorgung seiner Mutter, ohne dies bewusst wahrzunehmen. Es ist die engstmögliche Beziehung, die man haben kann, denn es besteht über die Nabelschnur sogar eine physische Verbindung. Es wird für alles Sorge getragen und die Mutter bringt Opfer und erträgt Schmerzen aus Liebe zum Kind. Dies ist ein Gleichnis für unsere Beziehung zu Allah. Rahma ist sehr individuell. Jeder bekommt das, was er braucht, je nach den Umständen und der Situation, in der er sich befindet und es kann sich in den unterschiedlichsten Dingen äußern.
Dieses Du’a zeigt Optimismus und unerschütterliches Gottvertrauen. Sie mussten alles hinter sich lassen, obwohl sie aus wohlhabenden Familien kamen, wussten nicht, woher sie Essen nehmen sollten, ob sie überhaupt überleben und dennoch war ihr Glaube an Allahs Hilfe fest.
Haji: etwas ausstatten, in Form bringen. Sie bitten um Veränderung ihres Zustands
Raschad: auf dem rechten Weg bleiben, charakterlich reif sein
Diese Jugendlichen bitten um Rechtleitung aus Unwissenheit darüber, was zu tun ist. Mangelnde Information ist nicht unser Problem. Wir leiden im Gegenteil an einer Informationsüberflutung und haben das Problem, diese filtern zu müssen. Das ist sehr schwer. Die Stimmen der Extremisten im Netz sind viel lauter als die der Gemäßigten – und das gilt sowohl für die Gegner des Islams als auch für die Muslime selbst. Das aufrichtige Du’a um Rechtleitung ist die einzige Chance für uns, Wahrheit und Falschheit voneinander unterscheiden zu können. Außerdem geht es nicht immer um Fakten. Manchmal müssen wir eine Entscheidung treffen, deren Auswirkungen wir nicht absehen können, wie die Annahme eines Stellenangebots oder die Schließung einer Ehe, den Antritt einer Reise o.ä. Auch hier können wir uns immer an Allah wenden mit der Bitte, unsere Schritte zu lenken, z.B. mit dem Beratungsgebet.
Warum sollen wir speziell im Angesicht des Dadschal um Rechtleitung bitten?
Im Angesicht des Dadschal wird große Verwirrung herrschen. Die Menschen werden so beeindruckt sein, dass es ihnen schwer fallen wird, seine Falschheit zu durchschauen. Daher brauchen wir hier Allahs Hilfe und Seine Rechtleitung, also dieses Du’a!

Diese jungen Männer suchten Zuflucht bei Allah, so wie wir es tun sollen im Angesicht der Fitna des Dadschal. Du’a wird unsere mächtigste Waffe sein, und wir bekommen auch noch gesagt, um was wir Allah bitten sollen! Wir sind gegenüber diesen Jugendlichen noch in Vorteil, denn obwohl kein Prophet unter uns und ihren ist, haben wir das Buch, das qajjiman ist.
In dem Du’a dieser jungen Männer kommt unsere Geschichte mit ihrer Geschichte zusammen. Wir sollen im Angesicht des Dadschal dieses Du’a sprechen und uns dessen gewiss sein, dass Allah uns beschützen wird, so wie Er auch diese jungen Männer in ihrer ausweglosen Lage beschützt hat. Dies ist auch ein Trost für den Propheten Muhammad (sas), der so besorgt um uns war. Er sagte uns: Wenn Dadschal auftaucht und ich befinde mich in eurer Mitte, so werde ich mich ihm an eurer Stelle stellen und wenn er auftaucht  und ich bin nicht mehr unter euch, dann steht jeder Mensch für sich selbst (und gegen sein eigenes nafs). Und Allah ist der Beschützer, den ich für jeden Muslim zurücklasse. Wer auch immer von euch auf ihn trifft, der soll die ersten 10 Verse der Sura Al Kahf vor ihm rezitieren, denn sie sind euer Schutz vor dieser schweren Prüfung.

Diese Verse genügen uns als Schutz, wir brauchen keine extra Höhle.
Im Du’a bitten die Schläfer um etwas Rechtleitung. Wir haben eine Rechtleitung von Allah bekommen, die alle Probleme lösen kann. Mit aufrichtigem Du’a ist alles möglich und nichts mehr besonders verwunderlich. Alle großen Dinge und Wunder beginnen mit demütigem und aufrichtigem Du’a. Auch wenn Dadschal alles Arsenal und alle Propagande auf seiner Seite hat- wir haben Allah!

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